Ziel ist die Ausbildung
Melle. 32 jugendliche Flüchtlinge büffeln seit zwei Wochen Deutsch an den Berufsbildenden Schulen in Melle (BBS). Die Schule beteiligt sich an einem Projekt des niedersächsischen Kultusministeriums. SPRINT heißt es, und es soll helfen, die Jugendlichen in Deutsch fit zu machen und ihnen so den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, Sudan, Irak, Iran, Albanien und Kosovo. Sie sind zwischen 16 und 21 Jahre alt. Die Meisten von ihnen sind alleine nach Melle gekommen. Wer keine Familie vor Ort hat, ist in Jugendhilfeeinrichtungen untergekommen, in Wohngruppen, in denen auch deutsche Jugendliche leben. Der Sprachkurs an der BBS ist für sie die Eintrittskarte ins deutsche Schul- und Ausbildungssystem. Denn in dem Kurs geht es nicht nur ums Deutschlernen.
Ausprobieren, welche Berufe Spaß machen
„65 Prozent des Unterrichts ist reiner Sprachunterricht“, erklärt Edda Kröger, die Sozialarbeiterin der BBS. „In den restlichen 35 Prozent machen wir die Jugendlichen vertraut mit unserer Kultur, mit der Region und mit möglichen Ausbildungsberufen.“ Die Vorbereitung auf eine Ausbildung oder eine weitere schulische Laufbahn beginnt natürlich nicht am ersten Tag des Kurses. Erst müssen genügend Deutschkenntnisse vorhanden sein. Doch innerhalb der BBS ist es leicht, die Schüler in Werkstätten oder Fachräumen ausprobieren zu lassen, welche Berufe ihnen Spaß machen könnten. Das ist der Vorteil der BBS.
M wie Mantel
Jeden Tag lernen die Jugendlichen von acht bis 13 Uhr nun die Tücken der deutschen Sprache kennen. Vier Lehrerinnen teilen sich den Unterricht in den beiden Klassen. Während es in der einen Klasse noch um Kartoffeln und Brötchen und die korrekte Aussprache geht, ist die andere Klasse schon mit Wörtern mit M beschäftigt. Mantel, Mann, Mama schreibt Lehrerin Renate Gerdwilker an die Tafel. Die jungen Männer und eine Frau sprechen die Wörter nach. Dann schreiben sie sie akribisch in ihr Linienheft.
Ehrgeiz, Deutsch zu lernen
Die Sprachkenntnisse, mit denen die Schüler den Kurs an der BBS beginnen, sind extrem unterschiedlich. „Die Hälfte der Schüler muss noch in lateinischer Schrift alphabetisiert werden“, erklärt Edda Kröger. Einige Schüler haben schon in ihrem Heimatland neben ihrer Muttersprache ein bisschen Englisch gelernt. Alle haben jedoch den Ehrgeiz, möglichst schnell Deutsch zu lernen, um dann einen Schulabschluss nachzuholen oder eine Ausbildung anzufangen. „Die Handwerksbetriebe in Melle hoffen natürlich, dass hier der eine oder andere motivierte Azubi dabei ist“, sagt die Schulsozialarbeiterin.
Wie viele Flüchtlinge nach Melle kommen und wie sie untergebracht werden
Projekt läuft zwei Jahre
Obwohl es das Angebot der BBS erst seit zwei Wochen gibt, ist der Andrang groß. Es gibt schon Wartelisten. „Wir denken über eine dritte Klasse nach“, berichtet Schulleiter Hermann Krüssel. Zwei Jahre lang läuft das Projekt. Schulen, die daran teilnehmen, bekommen Gelder für Lehrerstellen. Wie lange ein Schüler am Unterricht teilnimmt, hängt von seinen Fortschritten im Lernen ab. Angedacht ist ein Jahr für den Spracherwerb. Wer schnell lernt oder sogar schon einen Ausbildungsplatz in Aussicht hat, verlässt das Projekt früher. „Wir nehmen laufend Schüler in das Projekt auf, wenn Plätze frei sind“, erklärt Edda Kröger. „Da sind wir flexibel.“
Quelle: Kirsten Muck/NOZ (15.01.2016): [wp-svg-icons icon=“link“ wrap=“span“] http://www.noz.de/lokales/melle/artikel/658702/jugendliche-fluchtlinge-lernen-deutsch-an-bbs-melle#gallery&0&0&658702