Spanische Erzieher gegen Fachkräftemangel: Pilotprojekt in Melle gestartet

Meller Kreisblatt / I. Wemhöner [22.08.2024] „Personalnot in der Region Osnabrück“

Gegen den Fachkräftemangel in den Kitas im Landkreis Osnabrück: Die ersten spanischen Erzieher sind in Melle begrüßt worden. | Fotos: Stefan Gelhot

An den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Melle startet ein Pilotkonzept mit 13 spanischen Erziehern, um den Fachkräftemangel in den Kitas im Landkreis Osnabrück zu lindern. So läuft das Projekt ab.

Die Bildungslandschaft im Landkreis Osnabrück erhält nun Unterstützung aus Europa: Die angehenden Erzieher aus Spanien sollen die Personalnot in der Region abfedern. Nach anderthalb Jahren Vorbereitung starten jetzt 13 junge Fachkräfte an der BBS in Melle.

Spanier an der BBS Melle: Worum geht es?

Die neuen Schüler kamen zur BBS Melle.

Der zunehmende Mangel an Fachkräften betrifft auch das Bildungswesen, in dem seit Jahren ein hoher Bedarf an Erziehern besteht. Eine mögliche Lösung für dieses Problem besteht darin, internationale Fachkräfte einzustellen, die das Personal unterstützen können – so die Idee in der Theorie.

Die Umsetzung gestaltete sich jedoch sehr aufwendig, wie Elke-Petra Trendelkamp und Nicole Wischmeyer von der BBS Melle (Abteilung Sozial- und Heilpädagogik) berichten. Denn vorab muss unter anderem noch eine entsprechende Zertifizierung erfolgen. Anderthalb Jahre zog sich der gesamte Prozess, bis die ersten spanischen Schüler an der berufsbildenden Schule in Melle jetzt willkommen geheißen werden konnten.

Wer sind die jungen Fachkräfte aus Spanien?

Elke-Petra Trendelkamp, Abteilungsleiterin für Sozial- und Heilpädagogik an der BBS Melle, stellte sich den Erziehern vor.

Das Projekt startet mit 13 Spaniern an der BBS Melle. Neun sind bereits in Deutschland, die anderen vier folgen laut Trendelkamp noch. Es sind Studenten, Anfang 20 Jahre alt, die ein abgeschlossenes Studium haben und nun ein anderes Bildungssystem in Europa kennenlernen möchten.

„In Spanien ist die Arbeitslosenquote hoch, außerdem sind die Kitas dort anders strukturiert und bieten zum Beispiel auch nur selten in den Städten einen Garten an“, sagt Trendelkamp. Die Belastung sei sehr hoch, weil ein einziger Erzieher meistens 25 Kinder betreue. „Für die angehenden Erzieher ist auch deshalb eine Stelle in einer Kita in Deutschland sehr begehrt.“ Die Spanier kommen aus Madrid, Málaga oder Sevilla und wohnen bereits in Melle oder Osnabrück. Auch die Wohnungssuche für alle spanischen Schüler sei nicht einfach gewesen.

Wie läuft das Pilotprojekt an der BBS Melle ab?

Anja Stolte, stellvertretende Schulleiterin der BBS, hieß die neuen Schüler willkommen.

Zunächst gab es für die Erzieher bereits in Spanien einen Vorbereitungsdeutschkurs, sodass die internationalen Fachkräfte schon mit Deutschkenntnissen nach Deutschland kommen. „Eine gewisse Sprachbarriere wird es am Anfang sicher noch geben, aber wir werden den Unterricht dementsprechend gestalten“, sagt Wischmeyer. So soll das Wissen vor allem auch anschaulich präsentiert werden für die spanischen Schüler. Der Unterricht erfolgt nämlich auf Deutsch, aber ohne Noten.

Die spanischen Schüler absolvieren nun im Wechselmodell zwischen Schule und Kita-Einrichtungen eine praxisorientierte Qualifizierung für ein Jahr, sodass diese nach Abschluss als anerkannte Fachkräfte in den Einrichtungen arbeiten können. Die 13 Spanier arbeiten in Kitas unter anderem in Osnabrück, Bissendorf oder Hagen. In Melle beteiligt sich die DRK-Kita Sachensucher in Oldendorf an dem Projekt. Zwei spanische Erzieher unterstützen die Einrichtung.

Wer wirkt bei dem Projekt mit?

Involviert bei dem Pilotprojekt ist das Fachkräftebüro der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Osnabrück (Wigos) und weitere Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit, die BBS Melle, die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) sowie die Stadt Melle. Zudem wird das Projekt durch das IQ-Netzwerk und auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Osnabrück begleitet. Die ZAV und die Agentur für Arbeit Osnabrück unterstützen das Projekt vor allem auch finanziell bei den Rekrutierungs-, Ausbildungs- und Gehaltskosten.

Wie geht es weiter mit dem Pilotprojekt?

Das Pilotprojekt ist gestartet.

Alle Beteiligten sind nach eigenen Aussagen gespannt, wie gut das Projekt nun anläuft und hoffen, dass die spanischen Erzieher im Anschluss auch gerne in Deutschland, und vor allem in der Region bleiben möchten.

Bürgermeisterin Jutta Dettmann, die selbst 18 Jahre in einer Kita-Einrichtung tätig war, weiß nach eigenen Angaben genau, was den Erziehern heutzutage abverlangt wird, und freut sich über die Unterstützung und Bereicherung aus Spanien. „Es ist ein Konzept mit Vorbildfunktion, denn Migration begegnen wir täglich in unserem Alltag – auch in den Kitas“, sagt Dettmann. „Ich finde den Schritt sehr mutig und hoffe, dass die Region für die jungen Fachkräfte ein neues Zuhause wird und sie sich schnell einleben.“

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